Widerspruch Pflegegrad: So gehen Sie gegen das Gutachten vor

26. Oktober 2023 Promedica24-Redaktion
Bewerte diesen Artikel

    Die Ablehnung eines Pflegegrads stellt für Betroffene und ihre Angehörigen eine große Herausforderung dar. Doch es gibt Hoffnung. Denn in vielen Fällen kann man gegen diese Entscheidung vorgehen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie mit einem Widerspruch gegen das MDK-Gutachten Ihren Anspruch auf einen Pflegegrad durchsetzen können.

    Frau erklärt Mann ein Dokument

    Das Wichtigste im Überblick

    • Die Ablehnung eines Pflegegrads erfordert nicht die endgültige Akzeptanz, ein Widerspruch ist möglich.
    • Sie sollten direkt Kontakt zur Pflegekasse aufnehmen, um die Ablehnungsgründe zu verstehen und eine schriftliche Begründung anfordern.
    • Sie müssen den Widerspruch innerhalb der einmonatigen Frist einreichen und präzise formulieren. Mustervorlagen können bei der Widerspruchserstellung helfen.
    • Nutzen Sie für den Widerspruch, die Unterstützung durch Pflegeberater, Anwalt oder die Pflegekasse.
    • Der Pflegegrad-Widerspruch sollte eine konkrete Begründung, ärztliche Unterlagen, Zeugenaussagen und rechtliche Grundlagen enthalten.

    Pflegegrad abgelehnt: Was sind die Gründe?

    Von knapp 1 Million Erstanträgen auf Feststellung eines Pflegegrades werden etwa 330.000 Anträge abgelehnt. Auch kann es vorkommen, dass die Pflegebedürftigkeit niedriger eingeschätzt wird. Bei Anträgen zur Erhöhung des Pflegegrades werden schätzungsweise 50 Prozent im ersten Versuch von der Pflegekasse abgelehnt. Leider legen weniger als 10 Prozent aller Betroffenen einen Widerspruch ein, obwohl 3 von 4 Widersprüchen letztendlich zum Erfolg führen.

    Bevor wir uns mit dem Widerspruch befassen, ist es wichtig zu verstehen, warum Ihr Antrag auf einen Pflegegrad abgelehnt wurde. Die Gründe können vielfältig sein, aber oft liegt es an unvollständigen oder unzureichenden Informationen im Antrag. Es ist möglich, dass das MDK-Gutachten zu dem Schluss gekommen ist, dass die Pflegebedürftigkeit nicht ausreichend nachgewiesen wurde.

    Was kann man tun, wenn der Pflegegrad abgelehnt wurde?

    Wenn Ihr Antrag auf einen Pflegegrad abgelehnt wurde, sollten Sie nicht verzagen. Es gibt die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen und somit eine erneute Überprüfung Ihres Falls zu erwirken. Hier sind die Schritte, die Sie dabei beachten sollten:

    1. Gutachten prüfen: Zunächst sollten Sie das Gutachten des MDK oder Medicproof zum Bescheid genau durchlesen. So erfahren Sie, wie es zur Ablehnung des Pflegegrades kam. Wurde der Grad der Selbständigkeit korrekt berechnet, ist die Gewichtung der Prüfungsbereiche korrekt und sind alle berechneten Punkte addiert worden?
    2. Kontakt mit der Pflegekasse aufnehmen: Zuerst sollten Sie sich an Ihre Pflegekasse wenden und die Ablehnung des Pflegegrads besprechen. Fragen Sie nach den Gründen für die Ablehnung oder bitten Sie um eine schriftliche Begründung.
    3. Hausarzt und behandelnde Ärzte kontaktieren: Damit der Widerspruch wirkungsstark wird, sollten Sie alle aktuellen Arzt- und Behandlungsbriefe zusammen haben, sofern diese zum Zeitpunkt der Beantragung des Pflegegrades noch nicht vorlagen. Auch Ärzte können Einspruch gegen einen Bescheid der Krankenkasse einreichen.
    4. Hilfe bei einem Pflegedienst suchen: Das unabhängige Gutachten eines Pflegedienstes kann den Widerspruch erleichtern. Wenn eine Pflegefachkraft die Situation kritischer einschätzt als der Gutachter, wird eine erneute Prüfung nötig sein.
    5. Widerspruch einreichen: Wenn Sie nach der Prüfung der Gründe überzeugt sind, dass die Ablehnung ungerechtfertigt ist, können Sie schriftlich Widerspruch bei der Pflegekasse einlegen. Verwenden Sie dabei klare und präzise Formulierungen. Der Widerspruch muss postalisch erfolgen. Eine E-Mail oder mündliche Überlieferung reichen nicht aus.
    6. Frist beachten: Achten Sie darauf, dass Sie die Frist für den Widerspruch einhalten. In der Regel beträgt diese einen Monat ab dem Datum des Ablehnungsbescheids.
    7. Begründung des Widerspruchs: In Ihrem Widerspruch sollten Sie ausführlich darlegen, warum Sie die Entscheidung für falsch halten. Beziehen Sie sich auf die Gründe, die die Pflegekasse genannt hat, und legen Sie dar, warum Sie anderer Meinung sind.
    8. Prüfung des Widerspruchs durch die Pflegekasse: Die Bearbeitung des Widerspruchs dauert im Schnitt 4 bis 6 Wochen. Ziel des Widerspruchs ist eine erneute Prüfung zur Feststellung des Pflegegrades. Die Pflegekasse wird nun den Widerspruch prüfen. Sind alle verfügbaren Dokumente eingegangen, die eine Pflegebedürftigkeit aufzeigen, stehen die Chancen gut. Sollte die Pflegekasse den Widerspruch, etwa mangelnder Begründung ablehnen, wird sie dies in einem Widerspruchsbescheid mitteilen.

    Wer kann beim Widerspruch gegen das MDK Gutachten helfen?

    Wenn Sie unsicher sind, wie Sie Ihren Widerspruch am besten formulieren sollen, können Sie sich an verschiedene Stellen wenden, die Ihnen bei diesem Prozess helfen können:

    Pflegeberatung: Pflegeberater sind Experten auf dem Gebiet der Pflege und können Ihnen bei der Formulierung Ihres Widerspruchs und der Beschaffung von relevanten Unterlagen behilflich sein.

    Anwalt: In komplexen Fällen kann die Unterstützung eines Anwalts sinnvoll sein. Ein Anwalt kann Ihnen rechtlichen Rat geben und den Widerspruch professionell verfassen.

    Pflegekasse: Die Pflegekasse selbst kann Ihnen Informationen zur Einlegung eines Widerspruchs und den erforderlichen Schritten geben.

    Welche Punkte müssen im Widerspruch zum Pflegegrad berücksichtigt werden?

    Ein erfolgreicher Widerspruch gegen die Ablehnung eines Pflegegrads sollte einige wichtige Punkte berücksichtigen:

    • Konkrete Begründung: Legen Sie genau dar, warum Sie die Ablehnung für ungerechtfertigt halten. Beziehen Sie sich auf die Gründe, die die Pflegekasse genannt hat, und widerlegen Sie diese mit Fakten und Dokumentationen.
    • Ärztliche Unterlagen: Fügen Sie ärztliche Unterlagen und Gutachten bei, die Ihre Pflegebedürftigkeit bestätigen. Diese sollten möglichst aktuell sein.
    • Detaillierte Beschreibung: Beschreiben Sie detailliert, welche Hilfe und Unterstützung Sie im Alltag benötigen und warum ein Pflegegrad gerechtfertigt ist.
    • Mögliche Zeugen: Wenn möglich, benennen Sie Zeugen, die Ihre Pflegebedürftigkeit bestätigen können.
    • Rechtsgrundlagen: Verweisen Sie auf die gesetzlichen Grundlagen und Paragraphen, die Ihre Ansprüche auf einen Pflegegrad stützen.

    So formulieren Sie den Pflegegrad-Widerspruch richtig

    Schreiben Sie im Briefkopf Ihre Kontaktdaten und die Versichertennummer. Vermerken Sie das Datum des Widerspruchs. Im Folgenden finden Sie eine kurze Formulierungshilfe

    Den Text können Sie, wie folgt formulieren:

    Betreff: Widerspruch gegen den Feststellungsbescheid zur Prüfung eines Pflegegrades.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    hiermit lege ich Widerspruch gegen den Feststellungsbescheid zur Prüfung des Pflegegrades für (Name der hilfsbedürftigen Person) vom (Datum des Bescheides) fristgerecht ein. Im Folgenden finden Sie meine vollständige Begründung. Ich bitte um eine erneute Prüfung der Pflegebedürftigkeit.

    Mit freundlichen Grüßen
    Max Mustermann

    Anhang.:

    Arztbriefe, Behandlungsdokumentation der Reha, …

    Achtung: Sie können die Begründung auch im Anschluss an den Widerspruch einreichen. Diese muss allerdings ebenfalls innerhalb der vierwöchigen Frist bei der Pflegekasse eingehen.

    Pflegegrad Widerspruch: Erfolgsaussichten und Fristen

    Die Erfolgsaussichten eines Widerspruchs gegen die Ablehnung eines Pflegegrads sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Es kommt darauf an, wie überzeugend Ihre Argumente und Unterlagen sind. Wenn Sie alle relevanten Informationen und Nachweise vorlegen können, stehen Ihre Chancen auf Erfolg jedoch gut.

    Bei einer erneuten Prüfung zur Feststellung des Pflegegrades wird ein anderer Gutachter bestellt. Empfiehlt dieser der Pflegekasse zu einem Pflegegrad, ist die Wahrscheinlichkeit auch hoch, dass Sie rückwirkend Leistungen ab dem Datum der ursprünglichen Antragstellung erhalten.

    Ihr Angehöriger braucht rund um die Uhr Hilfe zu Hause

    Mit der 24 Stunden Pflege von Promedica24 werden Sie umfangreich entlastet. Ihr pflegebedürftiger Verwandter erhält die nötige Unterstützung im Alltag. Mit einem anerkannten Pflegegrad, kann das Pflegegeld zur Finanzierung der individuellen Pflege und Betreuung zu Hause ermöglicht werden.

    Erfahren Sie mehr über unsere Betreuungsleistungen, Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten in einem persönlichen und unverbindlichen Beratungsgespräch.

    24h Pflege sichern

    Autor: Promedica24-Redaktion

    Datum: 26. Oktober 2023

    Der Beitrag wurde mit besonderer redaktioneller Sorgfalt von der Promedica24-Redaktion verfasst und geprüft.