Kreislaufprobleme bei älteren Menschen durch Hitze
Hitzewellen nehmen an Lange und Häufigkeit zu. Allein im Sommer 2022 zählten RKI und Statistisches Bundesamt rund 4.500 hitzebedingte Todesfälle. Besonders betroffen sind dabei Menschen über 60 Jahre: Schätzungen zufolge gehören über 80 % der Hitzetoten dieser Altersgruppe an. Hohe Temperaturen können zu Kreislaufversagen führen, wenn Senioren Hitzeperioden nicht ausweichen können. Was Sie deshalb im Sommer bei Hitze beachten sollen, erfahren Sie hier.
Das Wichtigste im Überblick
- Im Sommer 2022 starben laut statistischem Bundesamt in Deutschland rund 4.500 Menschen infolge extremer Hitze, über 80 % davon waren über 60 Jahre alt, die meisten über 75.
- Ältere Menschen haben eine eingeschränkte körpereigene Temperaturregulation und ein vermindertes Durstgefühl – das begünstigt Kreislaufprobleme.
- Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes, Bluthochdruck, Nieren- oder Lungenerkrankungen erhöhen das Risiko zusätzlich.
- Medikamente wie Diuretika oder Antidepressiva können die Schweißproduktion hemmen und so den Hitzeschutz schwächen.
- Typische Symptome von Kreislaufproblemen bei älteren Menschen durch Hitze sind Schwindel, Schwäche, Kopfschmerzen, Austrocknung, erhöhter Puls, Atemnot oder Bewusstlosigkeit.
- Ohne ausreichenden Hitzeschutz drohen ernste Komplikationen wie Herzinfarkt, Hirnschwellung, Nierenversagen oder Blutgerinnsel.
- Maßnahmen wie ausreichend trinken, Schatten aufsuchen, leichte Kleidung tragen und körperliche Anstrengung vermeiden helfen, Kreislaufprobleme zu verhindern.
- Unterstützung, zum Beispiel durch 24-Stunden-Betreuung, kann besonders für pflegebedürftige Senioren sinnvoll sein.
Was passiert im Körper von älteren Menschen bei Hitze?
Unser Herz ist eine Pumpe. Der Blutkreislauf in unserem Körper funktioniert nach demselben Prinzip wie eine Heizung. Wobei das Blut in unserem Körper deutlich mehr kann als nur heizen. Es kann auch kühlen. Doch was, wenn der Herzkreislauf durch Hitze überlastet ist und damit unser körpereigenes Kühlsystem nicht mehr richtig funktioniert? Die Blutgefäße, besonders an Armen und Beinen, werden erweitert. Die Blutbahnen direkt unter der Hautschicht transportieren die Hitze aus dem Körper so nach außen. Das hat einen Abfall des Blutdrucks zur Folge. Das Herz muss mehr arbeiten, die Herzfrequenz steigt.
Der Körper produziert Schweiß, um die Haut zu kühlen. Die Haut des Menschen besteht aus schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Schweißdrüsen. Diese Hautporen öffnen sich bei Hitze zu großen Schleusen. Unser Schweiß besteht aus abgesondertem Wasser, Salze, Harnstoff und Aminosäuren. Gerade Senioren haben oft trockene Haut und die Schutzbarriere der Haut wird durch Trockenheit zusätzlich undicht. Sie schwitzen scheinbar weniger. Denn ihre Temperaturregulierung ist langsamer als bei jüngeren Menschen. Der Stoffwechsel ist ebenfalls nicht mehr im Turbo-Modus und reagiert bei Hitze nicht mehr schnell genug.
Und das schlimmste: Ihr Durstgefühl nimmt bei Senioren ab. Deshalb verlieren ältere Menschen bei Hitze schneller Flüssigkeit, wichtige Salze und Mineralien. Fehlen bereits 2 bis 3 Prozent der nötigen Körperflüssigkeit, sind die negativen Folgen bereits spürbar. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit wird vermindert. Der Körper dehydriert.
Bei körperlicher Anstrengung und sei es nur ein Spaziergang oder der Weg zur Bäckerei: Das belastet den Kreislauf von älteren Menschen bei Hitze enorm. Denn wenn sowohl der Bewegungsapparat Energie benötigt als auch das Kühlsystem, ist der Körper bei Hitze überfordert.
Welche Erkrankungen beschleunigen Kreislaufprobleme bei älteren Menschen durch Hitze?
Bei älteren Menschen treten die folgenden Erkrankungen besonders häufig auf, was Ihr Risiko für Kreislaufprobleme durch Hitze erhöht:
- Herzkreislauf-Erkrankungen, wie Herzinsuffizienz befeuern Störungen des Wasserhaushalts.
- Manche Hauterkrankungen erschweren die Schweißproduktion, wodurch die eigene Kühlfunktion des Körpers beeinträchtigt wird.
- Die Einnahme von Medikamenten wie Diuretika (Entwässerungstabletten), Antidepressiva, Neuroleptika und Schilddrüsenhormone vermindern ebenfalls die Schweißproduktion.
- Bei Diabetes kann sich die benötigte Insulinmenge stark verändern, wenn es zu größeren Blutzuckerspitzen oder Abfall kommt.
- Patienten mit Bluthochdruck, Niereninsuffizienz oder Herz-Rhythmus-Störungen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko.
- Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD treiben den Pulsschlag in die Höhe.
- Eine Niereninsuffizienz beeinträchtigt die Aufnahme von Mineralien aus Flüssigkeiten im Körper.
- Auch Übergewicht begünstigt Kreislaufprobleme durch Hitze bei älteren Menschen.
Symptome für Kreislaufprobleme bei älteren Menschen durch Hitze
Die folgenden Symptome für Kreislaufprobleme bei älteren Menschen durch Hitze können je nach Dauer und allgemeinem Gesundheitszustand des Menschen auftreten:
- Fehlender Harndrang
- Blasenentzündung
- Unwohlsein bis Mattigkeit
- Aggressionen
- Heißer bis hochroter Kopf
- Erhöhte Körpertemperatur bis hin zu Fieber
- Geschwollene Beine
- Kopfschmerzen
- Muskelschwäche, wackelig auf den Beinen
- Steifer Nacken
- Krämpfe ohne bekannte Vorerkrankungen
- Augenflimmern
- Müdigkeit
- Durst
- Trockene Schleimhäute
- Erbrechen und Durchfall
- Schweißnasses Gesicht
- Schwindel bis hin zur Ohnmacht und Bewusstseinsverlust
- Erschöpfung
- Atemnot
- Niedriger Blutdruck
- Herzrasen
Was ist ein Sonnenstich?
Unter einem Sonnenstich versteht man die Überreizung der Hirnhäute unterhalb der Schädeldecke. Ursächlich dafür ist langanhaltende Sonneneinstrahlung auf das Körperareal. Typische Symptome für einen Sonnenstich sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Bitte gehen Sie so schnell wie möglich aus der Sonne, trinken, abkühlen und ruhen Sie sich aus.
Was ist eine Hitzeerschöpfung?
Dehydriert der Körper zu lange, verliert er an Energie. Die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit nimmt deutlich ab. Der Körper fängt nun an, zu schwitzen. Es kann auch Schüttelfrost auftreten. Die Person kann Anzeichen von Fieber zeigen. Schwindel und Übelkeit gehören ebenfalls zu den typischen Symptomen einer Hitzeerschöpfung.
Nun heißt es, direkt reagieren, den Flüssigkeitshaushalt auffüllen, am besten mit Mineralwasser. Den Körper durch Abduschen langsam abkühlen, sodass der Kreislauf nicht mit einem Kälteschock reagiert, was zu Bewusstlosigkeit führen kann.
Was ist ein Hitzschlag?
Eines vorweg, ein Hitzschlag ist lebensgefährlich! Er entsteht meist durch eine verlängerte Hitzeerschöpfung. Bei kleinen Kindern geht das sehr schnell, da das köpereigene Kühlsystem noch nicht ausgereift ist. Schwangere sind ebenfalls gefährdet. Bei Senioren funktioniert das Kühlsystem durch Abbauerscheinungen nicht mehr richtig. Es geht immer eine körperliche Hitzeerschöpfung voraus. Bei einem Hitzschlag ist das körpereigene Kühlsystem vollends überlastet.
Bei einem Hitzschlag können die genannten Symptome der Kreislaufprobleme bei älteren Menschen anders sein. Denn ist das Kühlsystem am Limit und keine Flüssigkeit zugeführt worden, versucht sich der Körper durch Schließen der Hautbarrieren selbst zu retten. Die Schweißproduktion wird eingestellt. Die Haut wird trocken, weniger durchblutet und erkaltet sogar in praller Hitze. Die Person kann jetzt sogar frieren. Die Haut wird durch Blutmangel blass. Die Körpertemperatur steigt deutlich an. Bei einer Körperkerntemperatur von über 40° Grad Celsius wird es lebensgefährlich.
Typische Symptome eines Hitzschlags sind die Eintrübung des Bewusstseins und das Verlieren des Bewusstseins. Das Gehirn wird in Mitleidenschaft gezogen! Reagieren Sie sofort, sonst sind bleibende Hirn- und Organschädigungen die Folge.
Wie helfe ich älteren Menschen mit Kreislaufproblemen bei einem Hitzschlag?
- Verständigen Sie den Rettungsdienst über die Telefonnummer 112 und weitere Angehörige der Person für die weitere Versorgung.
- Bringen Sie die Person in den Schatten.
- Geben Sie der Person etwas zu trinken, bestenfalls Wasser.
- Kühlen Sie die Haut mit feuchten Tüchern oder Getränkeflaschen oder Wasser, aber nicht eiskalt.
- Legen Sie die Beine der Person hoch.
- Kontrollieren Sie die Herzfrequenz.
- Bewahren Sie Ruhe!
Folgen von Kreislaufproblemen durch Hitze für ältere Menschen
Besonders Senioren mit chronischen Erkrankungen sollten sich vor Hitze schützen. Ohne sinnvollen Hitzeschutz und ausreichend Flüssigkeitszufuhr kann es schnell zu einem Nierenversagen kommen.
Verliert der Körper zu viele Mineralien, kommt es zu Herz-Rhythmus-Störungen. Denn unser Blut braucht Salze. Das Blut wird dicker und fließt schlechter. Blutgerinnsel können entstehen. Die Folge: ein hitzebedingter Herzinfarkt.
Arbeitet der Körper mit ganzer Kraft daran, sich zu kühlen, wird die Haut besser durchblutet. Andere Organe werden nun minder versorgt. Verstopfung oder langatmige Magen-Darm-Infekte können die Folge sein.
Wird in Folge von Hitze kein Harn mehr abgelassen, kommt es zu Blasenentzündungen.
Wird das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet, kommt es dort zu Ödemen bis hin zu einer Hirnschwellung. Das führt zu Bewusstseinsstörungen, Schwindel oder Kopfschmerzen mit Erbrechen.
Die Atemnot führt zu Schäden der Lunge, die auch langfristig bleiben können.
So schützen sich ältere Menschen vor Kreislaufproblemen durch Hitze
- Der wichtigste Tipp: Mittagshitze immer meiden, wann es geht.
- Gartenarbeiten in die Morgen- und Abendstunden verlegen.
- Trinkmenge bei Hitze deutlich erhöhen und Getränke immer in Griffnähe haben.
- Nicht auf den Durst warten, sondern nach Plan trinken.
- Das Richtige bei Hitze essen, wie beispielsweise Salate oder kalte Suppen und Eiweiß-reiche Lebensmittel.
- Helle, luftige Kleidung aus Baumwolle oder Leinen tragen, keine synthetischen Stoffe!
- Eine Kopfbedeckung tragen.
- Aus der prallen Sonne gehen! Schattige Plätze aufsuchen.
- Sonnencremes oder Sprays verwenden, das spendet der Haut Feuchtigkeit.
- Körperliche Aktivitäten, insbesondere Sport, vermeiden.
- Wohnraum verschatten und kühlen.
- Mehrfach am Tag abduschen.
- Gefäße langfristig durch Sauna und Kaltbäder trainieren.
- Kühlende Wasserhaltige Sprays und Lotionen verwenden.
- Fußbäder sind eine echte Wohltat, auch Arme unter dem Waschbecken abkühlen, hilft.
- Sommerbettwäsche aufziehen, manchmal reicht sogar ein Laken bei nächtlicher Hitze.
- Ein Hausnotrufsystem bietet zusätzliche Sicherheit im Wohnraum.
- Die 24-Stunden-Betreuung bietet Ihnen Unterstützung im Alltag.
Was gilt es noch zu beachten, um ältere Menschen vor Kreislaufproblemen durch Hitze schützen: Die richtige Lagerung der Medikamente. Denn viele Wirkstoffe, wie das Eiweiß-Hormon Insulin, sind hitzeempfindlich. Deshalb sollten Medikamente entsprechend der Packungsbeilage gelagert werden, etwa im Kühlschrank.
Impfungen müssen zwar nicht verschoben werden. Wen die Nebenwirkungen auch ohne Hitze belasten, sollte den Impftermin nach der Hitzewelle ansetzen.
Auch planbare, nicht lebensrettende Operationen, sollten in die kältere Jahreszeit verschoben werden. Denn Hitze und Sonnenstrahlen verschlechtern die Wundheilung.
Hilfe und Unterstützung für ältere Menschen mit Kreislaufproblemen bei Hitze
Fallen alltägliche Tätigkeiten wie das Anziehen, die Körperpflege oder Aufgaben im Haushalt auch ohne Hitze schwer, ist eine einfache individuelle häusliche Unterstützung ratsam. Wohnt die pflegebedürftige Person allein und sind Sie als Angehörige nicht in kürzester Zeit verfügbar, bietet die 24-Stunden-Betreuung und Pflege eine Entlastung für Sie, Sicherheit und Unterstützung für Ihr hilfsbedürftiges Familienmitglied.
Informieren Sie sich jetzt über unsere 24-Stunden-Betreuung und sorgen Sie dafür, dass Ihre Angehörigen auch bei Hitze bestens versorgt sind.
Fazit
Hitzewellen sind keine harmlose Wetterkapriole, sondern eine ernsthafte Gesundheitsgefahr, gerade für ältere und vorerkrankte Menschen. Wer im Sommer nicht auf ausreichend Flüssigkeit, Sonnenschutz und Abkühlung achtet, riskiert Kreislaufversagen, Organschäden oder sogar den Tod. Prävention ist deshalb entscheidend: Trinken nach Plan, Mittagshitze meiden, Medikamente korrekt lagern und rechtzeitig Unterstützung organisieren. So können Sie und Ihre Angehörigen auch heiße Tage sicher überstehen.