Intensivpflege zu Hause: So gelingt die Versorgung im eigenen Zuhause
Beatmung, 1:1 Pflege, lebenswichtige Überwachung – und das alles im eigenen Wohnzimmer? Rund 25.000 Menschen in Deutschland erhalten heute schon Intensivpflege zu Hause. Gehören auch Sie oder Ihre Angehörigen dazu? Hier erfahren Sie, wie es funktioniert – und wie Sie Unterstützung finden.
Das Wichtigste im Überblick
- Intensivpflege zu Hause ist bei lebensbedrohlichen Erkrankungen möglich.
- Sie umfasst medizinische Überwachung, Grundpflege und oft auch Beatmung.
- Voraussetzung ist ein anerkannter Pflegegrad und die Verordnung durch den Arzt.
- Die Pflege findet im 1:1-Modell statt – meist durch spezialisierte Pflegekräfte.
- Sie als Angehörige spielen eine wichtige Rolle – und brauchen Entlastung.
- Die Pflege- und Krankenkassen übernehmen die Kosten anteilig.
- Auch eine 24-Stunden-Betreuung kann ergänzend eingesetzt werden.
- Ziel ist: mehr Lebensqualität im vertrauten Umfeld.
- Die häusliche Intensivpflege erfordert gute Planung – hier finden Sie die wichtigsten Schritte.
Wenn das Leben plötzlich auf der Kippe steht
Ein Unfall. Eine schwere Krankheit. Oder ein schleichender Abbau. Und plötzlich steht die Frage im Raum: Was passiert jetzt? Krankenhaus, Pflegeheim oder Intensivpflege zu Hause?
Viele Angehörige stehen dann unter Schock – und gleichzeitig unter Entscheidungsdruck. Besonders wenn Beatmung notwendig wird oder der Gesundheitszustand permanent überwacht werden muss.
Die Vorstellung, das alles zu Hause zu regeln, wirkt im ersten Moment unmöglich. Doch genau das ist heute Realität: In Deutschland werden laut GKV-Spitzenverband (2023) rund 25.000 Menschen außerklinisch intensiv gepflegt – viele davon im eigenen Zuhause.
Was ist Intensivpflege zu Hause?
Intensivpflege bedeutet eine dauerhafte Überwachung und Versorgung rund um die Uhr. Sie richtet sich an Menschen, deren Gesundheitszustand jederzeit kippen kann, Schwerstpflegebedürftige.
Zuhause bedeutet in diesem Fall: Der Patient verlässt das Krankenhaus, erhält aber weiterhin Pflege und das rund um die Uhr. Diese übernimmt ein spezialisierter Intensivpflegedienst. Die Pflege erfolgt im sogenannten 1:1-Modell. Pro Schicht ist eine Pflegekraft allein für einen Patienten zuständig.
Welche Aufgaben zählen zur Intensivpflege zu Hause?
Die Pflegekräfte kontrollieren regelmäßig die Vitalzeichen. Sie bedienen Beatmungsgeräte, geben Medikamente, wechseln Katheter oder Trachealkanüle. Auch Injektionen, Inhalationen und Wundversorgung zählen dazu. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass der Patient mobilisiert wird, ausreichend isst und gepflegt wird.
Wann ist Intensivpflege zu Hause möglich?
Die Voraussetzung: Die Krankenhausbehandlung ist abgeschlossen, eine Reha ist nicht mehr nötig. Der Arzt verordnet eine häusliche Krankenpflege. Ein anerkannter Pflegegrad liegt vor. Und: Die Wohnverhältnisse lassen die Pflege zu. Es braucht genug Platz für Pflegebett, Medizintechnik und Hilfsmittel. Türen müssen breit genug sein, das Bad eventuell umgebaut werden. Die Pflegekasse fördert diese Maßnahmen.
Welche Erkrankungen machen Intensivpflege daheim notwendig?
Folgende Diagnosen führen häufig zu einer Intensivpflege zu Hause:
- Störungen des Nervensystems
- schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- chronische Lungenerkrankungen (z. B. COPD)
- Tumorerkrankungen
- eingeschränkte Nierenfunktion
- Muskelerkrankungen (z. B. Muskeldystrophien)
- Mukoviszidose
- (Wach-)Koma oder Schädel-Hirn-Trauma
Ziel ist immer, den Betroffenen am Familienleben teilhaben zu lassen und seine Lebensqualität zu steigern.
Warum entscheiden sich viele für die Intensivpflege daheim?
Weil sie Halt gibt. Der Patient sieht vertraute Gesichter, spürt mehr Sicherheit, hört vertraute Geräusche. Das eigene Zuhause lässt sich anpassen. Es vermittelt Geborgenheit. Die Angst, im Heim allein zu sein, fällt weg. Auch Angehörige können aktiver begleiten. So entsteht wieder Alltag. Trotz Pflege.
Wie unterstützt eine 24-Stunden-Betreuung die Intensivpflege zu Hause?
Eine 24-Stunden-Betreuungskraft ist nicht für medizinische Leistungen zuständig. Sie unterstützt bei der Grundpflege: beim Waschen, Essen, Anziehen, Lagern. Sie übernimmt hauswirtschaftliche Aufgaben und ist einfach da. Diese präsente Begleitung entlastet. Auch nachts ist jemand erreichbar. Das schafft Vertrauen und Sicherheit.
Hinweis: Eine 24-Stunden-Betreuung kann nicht den Pflegedienst ersetzen, aber sie ergänzt ihn sinnvoll. Sie schließt Lücken in der Grundversorgung.
Wer darf Intensivpflege durchführen?
Nur ausgebildete Pflegefachkräfte mit Zusatzausbildung in Intensivpflege dürfen diese Aufgabe übernehmen. Sie beherrschen Notfallversorgung, Beatmungstechnik und können komplexe Pflege leisten. Ambulante Intensivpflegedienste stellen diese Fachkräfte bereit. Die Krankenkasse vermittelt geeignete Dienste vor Ort.
Wer trägt die Kosten für die Intensivpflege zu Hause?
Die Kosten für die Intensivpflege zu Hause tragen Krankenkasse und Pflegekasse gemeinsam. Die Leistungen unterteilen sich dabei in medizinische Behandlungspflege und grundpflegerische Versorgung.
Für die medizinische Intensivpflege ist eine Verordnung durch den behandelnden Arzt notwendig. Diese umfasst in der Regel bis zu 20 Stunden täglich. Ambulante Intensivpflegedienste rechnen diese Leistung direkt mit der Krankenkasse ab. Gesetzliche Kassen haben hierfür Versorgungsverträge abgeschlossen und helfen bei der Vermittlung geeigneter Dienste.
Die restlichen Pflegeleistungen betreffen die Grundpflege. Diese wird über die Pflegeversicherung abgerechnet. Sie umfasst vier Stunden täglich und deckt Aufgaben wie Körperpflege, Mobilität und Ernährung ab. Entweder ein ambulanter Pflegedienst (Pflegesachleistungen) oder eine 24-Stunden-Betreuungskraft (Pflegegeld) kann diese Aufgaben übernehmen. Voraussetzung ist ein anerkannter Pflegegrad.
Versicherte leisten für die häusliche Krankenpflege maximal 10 Euro Zuzahlung pro Tag – für höchstens 28 Tage pro Jahr. Danach entfällt die Eigenbeteiligung.
Reichen die Leistungen von Krankenkasse und Pflegekasse nicht aus und sind Einkommen oder Vermögen nicht genügend, besteht Anspruch auf „Hilfe zur Pflege„. Diese müssen Sie beim zuständigen Sozialamt beantragen. Auch Miete, Umbaukosten oder zusätzliche Technik lassen sich unter Umständen finanziell unterstützen.
Intensivpflege zu Hause beantragen: Schritt für Schritt
- Pflegegrad beantragen über die Pflegekasse
- Verordnung vom Arzt einholen
- Geeigneten Intensivpflegedienst finden (Krankenkasse hilft)
- Wohnraum prüfen und umbauen lassen (Pflegekasse fördert)
- Medizintechnik beschaffen (z. B. Beatmungsgeräte)
- Ergänzende Betreuung organisieren (z. B. 24-Stunden-Betreuung)
Unser Fazit: Zuhause leben trotz Intensivpflege ist möglich
Sie müssen sich nicht zwischen Pflegeheim und Überforderung entscheiden. Mit der richtigen Planung, einem starken Intensivpflegedienst und einer zuverlässigen 24-Stunden-Betreuung kann ein Leben im eigenen Zuhause gelingen. Geben Sie Ihrem Angehörigen zurück, was zählt: Alltag, Sicherheit, Wärme.
Sie brauchen Unterstützung?
Unsere 24-Stunden-Betreuung unterstützt Sie als Angehörige, entlastet den Pflegedienst und schenkt Ihrem Pflegebedürftigen Sicherheit. Melden Sie sich bei uns für ein unverbindliches Gespräch. Gemeinsam finden wir eine Lösung.